Interview mit Frank Thelen

Als erfahrener Serial Entrepreneur und Investor ist Frank bereits seit 20 Jahren in der Startup Branche unterwegs. Seine ersten Gründererfahrungen sammelte er als Auftragsentwickler, um dann wenig später die eigene erste Agentur Softer Solutions zu gründen. Bis heute hat Frank zehn Firmen gegründet, darunter doo und die daraus entstandene Dokumenten App Scanbot. Er ist zudem in diversen Firmen (z.B. 6Wunderkinder, myTaxi und hole19) als Investor beteiligt. Derzeit gibt Frank Thelen sein Fernseh-Debut als potentieller Investor in der Vox-Show ‘Die Höhle der Löwen’ – ein Format, das von Sony Pictures nach Amerika (Shark Tank) und Groß Britannien (Dragon’s Den) nun auch nach Deutschland gekommen ist und die Netzgemeinde in zwei Lager spaltet: Die eine begrüßt die mediale Aufmerksamkeit für das Unternehmertum, die anderen schimpfen über teilweise absurde Unternehmensbewertungen der Gründer und sehr hohe Anteilsforderungen der fünf Jurymitglieder. Wir freuen uns, Frank am 18. September als einen unser Jurymitglieder beim Startups@Reeperbahn Pitch begrüßen zu dürfen. Er wird sich u.a. neben Lars Hinrichs (HackFwd), Katharina Borchert (Spiegel Online), Thomas Preuß (Bauer Ventures) und Heiko Hubertz (Bigpoint) die fünf Finalisten im Pitch ansehen und mitentscheiden, welches Startup den Spiegel Online Mediapreis im Wert von 100.000 Euro mit nach Hause nimmt. Im Interview haben wir Frank ein wenig auf den Zahn gefühlt, was Investoren von Pitches so erwarten.

Frank, erst einmal danke, dass Du dir die Zeit für uns genommen hast. Du hast im Moment vermutlich ja Einiges um die Ohren. Was lässt dir im Moment am wenigsten Zeit? Die ‘Nachwehen’ der MyTaxi- Übernahme, die der ‘Höhle der Löwen’ oder deine Aufgaben als Unternehmer?

Frank Thelen (m.) mit seinen Jury-Kollegen bei der ‚Höhle des Löwen‘ auf Vox.
(Quelle: Vox)

Ich liebe es Unternehmen aufzubauen und herausragende Gründer mit Kapital und Know-How zu unterstützen. Mit 12 Stunden konzentrierter Arbeit und den richtigen Tools, wie zum Beispiel Wunderlist, kann man eine Menge bewegen. Da helfen 20 Jahre Erfahrung etwas.

Im Interview mit Edition F hast du ja bereits klar gemacht, worauf es bei Dir als Investor ankommt: Ein starkes Team und eine gute Startup-Idee. Bekommt man igendwann ein Gefühl dafür, dies auf Anhieb zu erkennen, während man Gründern beim Pitchen zusieht? 

Leider nein. Sicher sehe ich einige Dinge etwas schneller und habe viel Erfahrung. Aber den richtigen Gründer und die richtige Idee zu erkennen bleibt konsequente und harte Arbeit. Ein erfolgreicher Investor zu sein ist fast noch herausfordernder als sein eigenes Unternehmen zu gründen. Ich habe also viel Respekt vor der Auswahl.

Was sind die Erfolgsfaktoren für ein erfolgreiches Team?

Passion, konsequent handeln, lernen und nach Niederlagen aufstehen!

Du bezeichnest dich selbst als Geek und bist von Haus aus Entwickler- wie wichtig ist es deiner Meinung nach, dass es unter den Gründern eines Startups mindestens einen Developer geben muss? In Lars Hinrichs (nicht mehr aktiven) Pre-Seed Investment Company HackFwd war das z.B. eine Grundvoraussetzung für die Annahme als ‘HackBox’. 

Mir ist das sehr wichtig. Ein Gründer muss das “Handwerk” verstehen und leben. Generell denke ich das heute jeder während des Studium programmieren lernen muss. Programmieren ist in der Zukunft so wie heute Englisch: es wird voraus gesetzt.

Mit Deinem Beteiligungsunternehmen ‘e42’ bist du an diversen Startups beteiligt, darunter auch Wunderlist und bis vor kurzem das Hamburger Unternehmen myTaxi. Kannst du auf einen Nenner bringen, welche Art von Startup-Ideen dich als Investor besonders reizen? 

Technologie und Design getriebene Startups. Ich liebe die Herausforderung ein neues Produkt zu entwickeln. Der 100. E-Commerce Shop reizt mich nicht.

Bei der ‘Höhle des Löwen’, hast du bereits mehrfach die ‘Börse’ gezückt und auch in App-fernen Businesses investiert, wie z.B. in Wein in Plastikgläsern oder Upcycled-Geldbörsen von Crispy Wallet. Sind das eher Ausnahmen, weil die Deals verlockend waren?

Startete seine Karriere als Unternehmer bereits mit 18 Jahren. (Quelle: Frank Thelen)

Ich werde solche “fremden” Deals nur bei #DHDL machen. Hier geht es mir darum Unternehmertum als Alternative zur Corporate-Karriere in möglichst jedem deutschen Wohnzimmer zu promoten. Dafür investiere ich dann sogar Notebook Hüllen 🙂 Wobei slimsleeve ein wirklich gutes Produkt geworden ist und wir bereits gute Umsätze machen.

Welche Tipps kannst du unseren fünf Finalisten geben, um auf der Bühne die bestmögliche Figur vor der Jury zu machen? 

Holt euch Feedback zu eurer Präsentation: Versteht jeder eure Storyline? Dann übt eure Präsentation zehn mal, auch wenn man sich dabei komisch fühlt. Das machen selbst Grossmeister wie Steve Jobs.

Gibt es absolute No-gos beim Pitch auf der Bühne?

Schlecht vorbereitet sein.

Wenn Du Dich nach dem Pitch mit einigen Gründern ins Love-Mobil zurückziehst, müssen die dann den ‘Löwen in dir’ fürchten? In der Vox-Show sind die Anteilsforderungen oft mit bis zu 60% eher angsteinflößend? Wie agierst du als Investor im ‘wahren Leben’?

Den “Löwen” muss niemand fürchten, da jeder Deal einfach abgelehnt werden kann. Wenn ich einen guten Gründer mit einem guten Produkt treffe, investiere ich zu fairen Konditionen. Diese unglücklichen #DHDL Deals haben mich im nachhinein auch geärgert.

Als Hamburger Startup Plattform fragen wir uns natürlich, wie alle anderen Medienvertreter auch, ob die myTaxi-Übernahme durch die Daimler Tochter Moovel für die Investoren und Gründer finanziell lohnend war. Was du sicherlich nicht beantworten kannst und darfst…. Darum fragen wir, was dir die Zeit als myTaxi-Investor an Erfahrungen gebracht hat?

Wir waren extrem früh bei myTaxi dabei. Ich glaube es waren vier Mann und zehn Taxis. Das Unternehmen mit Nic Mewes aufgebaut zu haben, hat grosse Freude gemacht. Ich habe aber auch gelernt, dass echte “disruptive” Statrups es in Europa nicht immer einfach haben. US Startups haben besseren Zugang zu Kapital.

Warum fehlt uns in Deutschland nach wie vor die Anerkennung des unternehmerischen Engagements und Risikos das Gründer von Startups unbeirrt aufbringen. Von einem Großteil der Bevölkerung werden sie entweder nicht wahrgenommen oder sogar belächelt?

Im Auftrag für das Unternehmertum: Frank Thelen im Gespräch mit Kanzlerin Merkel (Quelle: Frank Thelen)

Es ist eine DNA Frage und wir alle müssen jeden Tag daran arbeiten, einzelnen Personen das wahre Leben als Gründer zu erklären. Nur dann werden die Leute langsam verstehen, wie wichtig Gründer für alle sind und warum wir dankbar sein müssen, dass sie ihr Leben in den Dienst der Innovation stellen.

Wie wichtig ist es für uns Deutsche eine offenere ‘Kultur des Scheiterns’ zu pflegen, um der Gründerkultur bei uns weiter Auftrieb zu verschaffen?

Sehr wichtig, daher spreche ich so offen über meine Insolvenz und zum Beispiel warum “The Document App” nicht funktioniert hat. Wir hatten Möglichkeiten zu einem ruhigen Acqui-hire-Deal mit einem sehr grossen US Player. Aber kein Investor hätte einen nennenswerten Return bekommen. Jede Woche werden solche Deals als grosser Erfolg gefeiert, das muss auffhören.  Wir arbeiten jetzt daran mit Scanbot doch noch ein echten, wenn auch kleineren, Erfolg zu produzieren.

Vielen Dank für das Gespräch! 

Lasst uns feiern!

Frank Thelen wird als Mitglied unserer Startups@Reeperbahn Jury mitentscheiden, welches unserer fünf Finalisten den Spiegel Online Mediapreis mit nach Hause nehmen wird. Im Anschluss wird gefeiert! Bringt mit uns den Club Hamburg am 18. September nach dem Pitch zum beben. First come, first serve!  Verbindlich anmelden könnt ihr Euch hier!