verlingo wird zum Google Translate für Arbeitszeugnisse
Arbeitszeugnisse sind in einer Art Geheimsprache verfasst, die für Außenstehende kaum zu enträtseln ist. verlingo entwickelt jetzt eine Software, die diese Texte endlich verständlich macht. Wir sprachen mit Geschäftsführer Stephan Akrong über sein Startup und darüber, welchen Entwicklungsstand künstliche Intelligenz inzwischen erreicht hat.
Hallo Stephan, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle zu Beginn Dich und Dein Team kurz vor!
Sehr gerne, mein Name ist Stephan Akrong und ich bin Mitgründer und Geschäftsführer von verlingo. Zusammen mit Philip Drengenberg und Mark Sang Kähler-Boßert sind wir das Gründerteam. Mit dabei sind außerdem Jorge Dávila Chacón, unser KI-Spezialist, und unsere Personalexpertin Anna Weimer.
Wie ist die Idee zu verlingo entstanden – gab es da ein spezielles Schlüsselerlebnis?
Vor ungefähr zwei Jahren war ich auf der Suche nach einem Job neben meinem Studium. Nach einer unerwarteten Absage habe ich angefangen mich bewusst damit zu beschäftigen, was ich in meinen Bewerbungen eigentlich alles mitschicke, und habe dann gemerkt, dass ich die Sprache in meinen Arbeitszeugnissen überhaupt nicht verstehe. Es gibt zwar Unmengen an Literatur zu dem Thema, aber wirklich verständlich ist das für einen Laien ganz und gar nicht. Heutzutage gibt es für jede Sprache eine automatische Übersetzung, warum also nicht für die Zeugnissprache. Ich habe damals nach einem „Google Translate für die Zeugnissprache“ gesucht, und sowas gab es nicht. Da war die Idee für verlingo geboren.
Was genau macht verlingo?
verlingo entwickelt eine innovative Softwarelösung, mit der es möglich ist Arbeitszeugnisse innerhalb von Sekunden zu analysieren. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen ist so erstmals möglich die deutsche Zeugnissprache für jeden verständlich zu machen.
Künstliche Intelligenz ist gerade ein heiß diskutiertes Thema, auch Ihr arbeitet damit. Wie würdest Du KI definieren, gerade im Zusammenhang mit verlingo?
Künstliche Intelligenz ist im Moment wirklich das Buzzword schlechthin, und viele Menschen verstehen darunter meiner Meinung nach etwas ganz anderes als das, was in der Realität heutzutage damit gemacht wird. Heute ist KI, einfach ausgedrückt, eine clevere Art und Weise mit sehr großen Datenmengen umzugehen und aus diesen Daten Rückschlüsse zu ziehen. Nur durch vorheriges Füttern mit qualitativ hochwertigen Daten kann Siri in natürlicher Sprache mit einem sprechen oder IBM Watson Ärzten bei Diagnosen helfen. Bis sich eine künstliche Intelligenz wirklich selbständig und themenunabhängig weiterentwickelt, wird noch viel Zeit vergehen. Auch wenn es bereits vielversprechende Ansätze wie reinforcement learning gibt. Dennoch ist KI eines der spannendsten Themen in den nächsten Jahren und ich bin schon sehr gespannt darauf, was für Fortschritte wir in der nahen Zukunft sehen werden.
Bei verlingo haben wir eine KI entwickelt, welche es uns ermöglicht, die Bedeutung von Sätzen der Zeugnissprache zu verstehen. Dabei nutzen wir zwei unterschiedliche KI’s. Eine KI für die Texterkennung und eine weitere für die eigentliche Analyse der Zeugnissprache. Für beide KI’s nutzen wir verschiedene neuronale Netze und Methoden aus dem Natural language Processing (NLP).
Welche Zielgruppe und welches Geschäftsmodell hat verlingo?
Wir sind der Meinung, dass Arbeitszeugnisse in Deutschland eine dringende Modernisierung benötigen. Dafür sprechen nicht zuletzt 30.000 Prozesse vor Arbeitsgerichten jährlich. Hier muss auch endlich die Politik aktiv werden, welche bei diesem Thema bisher leider nur stets bemüht war. Unser Ziel ist es, die Zeugnissprache transparent und für jeden verständlich zu machen. Hierfür bauen wir eine Cloudplattform auf, auf der jeder Arbeitszeugnisse automatisch analysieren lassen kann. Dabei starten wir im B2B-Bereich und bieten hier Unternehmen eine Web-Schnittstelle zu unserem Service an über die sie Arbeitszeugnisanalysen in ihren Bewerbermanagement-Prozess integrieren können. In einem zweiten Schritt öffnen wir dann unsere Plattform für den B2C-Bereich. Über unsere Website kann dann jeder auf unseren Service zugreifen.
Wie ist Euer Startup finanziert, wer unterstützt Euch?
Wir sind seit Mitte letzten Jahres Teil des Startup Docks der Technischen Universität Hamburg, welches uns nach wie vor bei vielen Fragen beratend zur Seite steht. Seit März sind wir zudem EXIST-gefördert und haben jetzt im Juni gegründet. Unterstützt wurden wir außerdem von vielen Freunden und Bekannten, ohne die es uns nicht geben würde.
Wie sehen Eure Pläne für die nächsten 12 Monate aus?
Im Moment sind wir mitten in der Entwicklung unseres dritten Prototyps. Erstmals kommen alle Teile zusammen, welche wir zuvor unabhängig voneinander entwickelt haben, was sehr spannend für uns ist und bis jetzt reibungslos funktioniert. Diese Phase wird bald abgeschlossen sein. Daraufhin werden wir unser Produkt gemeinsam mit einigen Testkunden in Hamburg bis zur Marktreife weiter entwickeln und peilen unseren offiziellen Launch-Termin Anfang nächsten Jahres an.
Vielen Dank für das Interview!
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