NOAH 2017 – die Konferenz der Einhörner
Einhörner sind gar nicht so selten, wie oftmals behauptet wird. Über 40 von ihnen hatten sich vergangene Woche anlässlich der NOAH Conference an zwei Tagen in Berlin versammelt. Dazu kamen rund 3.500 Teilnehmer aus aller Welt und natürlich auch aus Hamburg. Auf die haben wir für den ersten Teil unseres Rückblicks besonderes Augenmerk gelegt.
Schließlich hat der Spiegel doch Hamburg kürzlich erst zu einer Hauptstadt erklärt. Etwas leichtfertig vielleicht, denn das ist offiziell immer noch Berlin, erst recht, wenn es um die Startup-Szene geht. Aber stimmt das noch so uneingeschränkt? Jens Mueffelmann, CEO von Axel Springer Digital Ventures, sähte da gleich zu Beginn erhebliche Zweifel. Unter Berücksichtigung einer ganzen Reihe von Kriterien sind 2016 unter anderem London, Paris und Stockholm an Berlin vorbeigezogen. In der Kategorie „Skills“ erreicht die Bundeshauptstadt sogar nur Rang 44.
Und das nur in Europa. Im globalen Wettbewerb hat der gesamte alte Kontinent erhebliche Defizite, referierte Klaus Hommels, CEO von Lakestar, in seiner Keynote. Er wies auf ein deutliches Handelsdefizit im Digitalsektor hin und fasste zusammen: Die USA sind innovativ, China kopiert erfolgreich und Europa reguliert und spricht nicht mit einer Sprache. Zudem sind die wichtigsten europäischen Unternehmen zumindest teilweise US-finanziert; umgekehrt ist das viel seltener der Fall.
Zur Einstimmung kritische Töne
Durchaus kritische Töne also zum Einstieg, doch die sollten nicht die Stimmungslage für die gesamte NOAH definieren. Schließlich galt es, Erfolgsgeschichten im Akkord zu erzählen, meist nicht länger als zehn Minuten und ohne Mittagspause in dem Programmteil, der auf der Hauptbühne des Tempodroms stattfand.
Wobei wahrscheinlich ein nicht unwesentlicher Teil der Besucher kaum einen der Vorträge mitbekommen hat. Schließlich gilt die NOAH nicht nur als Spielwiese der Einhörner, also der Digitalunternehmen mit Milliardenbewertung. Sie ist auch und vor allem Schauplatz ausgiebigen Netzwerkens. Viele Teilnehmer hatten schon im Vorfeld reichlich Termine gemacht und trafen sich bei zunächst tadellosem Sommerwetter auf der Dachterrasse des Tempodroms. Dort gab es in entspannter Beachclub-Atmosphäre viele Ecken für hoffentlich zukunftsweisende Gespräche.
Hamburger Startups unter den Besuchern und auf der Bühne
Für solche waren auch einige Vertreter aus dem Hamburger Ökosystem nach Berlin gekommen – oder einfach, um sich von der NOAH inspirieren zu lassen. Manche von ihnen haben wir auf dem Konferenzgelände für ein paar Fotos gewinnen können, andere präsentierten sich auf einer der beiden Bühnen dem Publikum.
Da gab es zunächst die „Start-up Stage“, ein Nebenraum, der sich schnell als zu klein erwies. Hier ließen sich nämlich noch echte Entdeckungen machen, waren die möglichen Einhörner von übermorgen zu sehen. Aus Hamburg dabei: Mesaic, Wunder, collectAI und figo. Zweimal Fintech also, und das war kein Zufall.
Zwar ließ die NOAH kaum eine relevante Zukunftsbranche aus, der erste Tag wurde jedoch eindeutig dominiert von den modernen Finanzdienstleistern. Als ein Höhepunkt war das Interview mit John Collison angekündigt worden. Der 1990 geborene Ire gilt als jüngster Selfmade-Milliardär der Welt. Sein Online-Bezahldienst Stripe ist jetzt auch in der DACH-Region offiziell verfügbar. Zudem hilft Stripe Atlas bei der Firmengründung weltweit.
Hamburgs stärkste Branche bei der NOAH: Fintech
Wenn es eine Branche gibt, in der Hamburger Startups international mithalten können, dann ist das Fintech, jedenfalls, wenn man das Programm der NOAH als Maßstab nimmt. Auf der ganz großen Bühne hatten nämlich gleich drei Unternehmen aus der Hansestadt ihren Auftritt: Deposit Solutions, Kreditech und Finanzcheck.de. Diese Ehre gebührte dann am zweiten Tag dann nur noch ABOUT YOU mit seinem von der Otto Group unterstützten Onlineshop für Mode.
Während auf der Hauptbühne also unermüdlich ein Vortrag den nächsten jagte, wurde es draußen am Nachmittag ziemlich ungemütlich. Das Unwetter, das in Hamburg sogar für Tornadoalarm gesorgt hatte, erreichte in abgeschwächter Form auch Berlin. Mit der Strandatmosphäre war vorerst Schluss, auch wenn sich gegen Abend die Wetterlage vorübergehend entspannte. Wer auf eine rauschende Party gehofft hatte, wurde allerdings enttäuscht. Nachdem die letztes Jahr für unliebsame Schlagzeilen gesorgt hatte (#escortgate), gab es 2017 sicherheitshalber erst gar keine.
Mehr über die NOAH im StartupSpot
Was nicht heißen soll, dass der erste Tag nicht mit einem Höhepunkt zu Ende ging. Für den sorgte Oliver Samwer, Liebling und Buhmann der deutschen Startup-Szene zugleich. Was er zu sagen hatte und was alles sonst noch auf dem Programm der NOAH stand, lest Ihr morgen im zweiten Teil des Rückblicks, dann auf unserer Partnerseite StarupSpot!
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