Das war der zweite Demo Day im Airbus BizLab
Demo Day im Airbus BizLab, das bedeutet, acht Startups und interne Projekte stellen sich einem internationalen Publikum vor. Dabei geht es nicht nur um Flugzeugtechnik, auch Themen wie Virtual Reality und Blockchain stehen auf der Tagesordnung. Das haben wir uns natürlich mal angeschaut.
Gar nicht so einfach, das Airbus BizLab zu erreichen. Dafür ist die Anreise im besten Fall so Hamburgisch schön wie zu keinem anderen Ort des hiesigen Startup-Ökosystems. Die Fahrt mit der Fähre von Teufelsbrück zur Anlegestelle Rüschpark auf der anderen Elbseite dauert nur wenige Minuten und könnte an einem so sonnigen Frühlingstag wie vergangenen Montag gern noch ein bisschen länger sein. Aber wir sind ja nicht als Touristen unterwegs, sondern um den Demo Day zu besuchen.
Der steht bei Acceleratoren naturgemäß am Ende eines intensiven Programms, so auch beim Airbus BizLab, das damit seine zweite Runde abschließt. Für diese hatten sich ursprünglich rund 90 Startups beworben. 15 von ihnen durften vor einer Jury pitchen, sechs schafften es schließlich in den Accelerator. Dazu kamen noch zwei interne Projekte von Airbus. Diese Zahlen gelten übrigens nur für den Standort Hamburg, daneben gibt es BizLabs auch noch in Toulouse, Frankreich und Bangalore, Indien.
Nach sechs Monaten ist das eigentliche Programm durchlaufen, wobei die Chancen gut stehen, dass Startups auch danach noch mit Airbus kooperieren können, wie einige Beispiele zeigen. So können sich auch die aktuellen Teilnehmer berechtigte Hoffnungen machen, zumal sie nach der Entwicklungsphase des letzten halben Jahres jetzt erst so richtig durchstarten.
Das gilt besonders für die Lokalmatadore von recalm. Gerade haben sie eine Exist-Förderung bekommen, unterstützt vom Startup Dock der TU Hamburg. Dabei lief es für Gründer Marc von Elling anfangs alles andere als rund. Er hatte gerade seinen Co-Founder verloren, und ein mögliches Funding auch, als er im BizLab anfing.
Recalm aus Hamburg ist eine Vielzweckwaffe gegen Lärmbelästigung
Die Technologie von recalm konnte aber trotzdem überzeugen: Vereinfacht gesagt, wird Lärm aller Art mit einem Anti-Lärm-Signal neutralisiert. Das funktioniert ohne Kopfhörer und dank eines schlauen Algorithmus bei den unterschiedlichsten Geräuschquellen. Dieses System lässt sich in Flugzeugsitze einbauen, aber genauso in vielen anderen Umfeldern einsetzen. Die Zukunft sieht also gut aus für recalm, auch für den neu gefundenen Co-Founder Lukas Henkel.
Ebenso ein Thema mit Zukunft ist definitiv Virtual Reality (VR). Gleich zwei Teilnehmer beschäftigten sich damit, ein interner und ein Startup, die inzwischen gut zusammenarbeiten. Das Startup heißt Inflight VR, kommt aus München und bietet virtuelle Unterhaltung für Flugreisende. Die muss etwas anders gestaltet werden als üblich, da die Bewegungsfreiheit in Flugzeugen bekanntlich recht eingeschränkt ist. Aber es muss ja nicht immer das Actionspiel sein, mindestens genauso faszinierend ist eine dreidimensionale Einstimmung auf das Urlaubsziel.
Eng verwandt mit der VR ist die Augmented Reality (AR). Die nutzt Aero Glass des ungarischen Gründers Ákos Maróy, um die Arbeit von Piloten noch besser und sicherer zu machen. Dazu dient eine Datenbrille, die dem Nutzer wichtige Informationen anzeigt, ohne dass er dafür seinen Blick von dem möglicherweise kritischen Außengeschehen abwenden muss. Wie viele andere Projekte des BizLabs lässt sich diese Erfindung nicht nur in der Luftfahrt anwenden, sondern im Prinzip auch im Schiffs- und Straßenverkehr.
VR, AR – welches Thema war in letzter Zeit außerdem noch schwer angesagt in der Digitalwelt? Richtig, Blockchain! Auch damit konnte der Demo Day dienen, und zwar dank des Niederländers Henri de Jong. Der sprach über sein Startup Quantoz und die digitale Bezahllösung Quasar, die auf der besagten Blockchain-Technologie beruht. Das hat Flugzeugen dann eigentlich gar nichts mehr zu tun und zeigt, wie breit das BizLab aufgestellt ist.
AR, VR, Blockchain und Drohnen – das Airbus BizLab bietet all das und mehr
Gefolgen wird dann wieder bei Skysense, und zwar mit Drohnen. Die nutzt das in Italien sowie in San Francisco und Berlin ansässige Startup dazu, gefährliche und komplizierte Inspektionaufgaben zu unternehmen, völlig autonom. Externer BizLab-Teilnehmer Nummer sechs schließlich ist Quicket, in München und Berlin beheimatet. Quicket bietet eine App mit allen wichtigen Infos rund ums Fliegen und eine API-Plattform für Entwickler gleich dazu.
Vorststellen konnten sich am Demo Day alle Kandidaten an Ständen im Ausstellungsbereich und bei einer Reihe von Drei-Minuten-Pitches. Der dafür zur Verfügung stehende Raum wurde geruchlich verschönert durch Cabin Aroma, das zweite interne Airbus-Projekt. Dessen Aufgabe ist es, unerfreuliche Toilettengerüche mit angenehmen Düften zu überlagern. Das funktioniert mit einer Art Luftfilter und darin befindlichen Duftkügelchen. Nach diversen Tests am Boden, unter anderem wie gesagt am Demo Day-Publikum, geht es damit demnächst in die Luft.
Kurz noch zum weiteren Programm des Tages. Da ist besonders die Keynote des erfahrenen Gründers Christian Miele hervorzuheben, der mit dem Venture Capital Unternehmen e.ventures inzwischen Startups hilft. Er hatte eine Menge Tipps für Neugründer, zum Beispiel hart zu arbeiten und dabei Fehlschläge wegzustecken, Verantwortung für Menschen zu übernehmen und, gerade im Erfolgsfall, bescheiden zu bleiben. Dann gab es eine Diskussuonsrunde über das Airbus BizLab und natürlich Gelegenheit zum Netzwerken bei leckerem Essen und Getränken unter anderem aus der Cocktailmaschine.
Die Bewerbungsphase für die nächste Runde beginnt im Mai
Und es geht weiter mit dem Accelerator-Programm. Fünf interne Projekte haben sich schonmal für einen intensiven Workshop qualifiziert und damit die Chance bewahrt, zum nächsten BizLab-Durchgang zu gehören. Für externe Interessenten beginnt die Bewerbungsphase erst im Mai. Wenn es soweit ist, wird Hamburg Startups darüber selbstverständlich informieren!
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