Calliope mini – Kleincomputer ganz groß für Hamburger Schulen
Computerkenntnisse sind für Kinder heutzutage so wichtig wie Schreiben, Lesen und Rechnen – da sind sich eigentlich alle einig. Die Realität an den Schulen hinkt da oft noch weit hinterher. In Hamburg startet mit dem Calliope mini ein Pilotprojekt, unterstützt von der Körber-Stiftung und App Camps, das Schülerinnen und Schüler spielerisch mit mit dem Programmieren vertraut macht. Damit wir in Zukunft noch mehr tolle Startups in Hamburg bekommen.
Dämmerung über dem Hamburger Hafen, der Himmel verfärbt sich blauviolett, Lichter spiegeln sich in der Fassade der Elbphilharmonie. Der Ausblick aus den Räumen der Körber-Stiftung im 5. Stock ist postkartenschön, doch heute gehört die Aufmerksamkeit ganz einem unscheinbaren, kaum handtellergroßen Gerät. Calliope mini heißt es und „kann unser Schulsystem revolutionieren“, wie die Zeit schon vergangenen Oktober schrieb.

Gesche Joost (Calliope), Julia André (Körber-Stiftung), Diana Knodel (App Camps) und Michael Hopfensitz (Stadteilschule am Heidberg)
Ganz so weit wollen sich die Gastgeber dieser Presserunde nicht aus dem Fenster lehnen, aber den den Umgang mit Computertechnik in Schulen zur Selbstverständlichkeit machen, das wollen sie schon. In anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche Projekte schon länger, Ende 2016 trat die Calliope gGmbH mit ihrer Initiative an die Öffentlichkeit. Das kleine „g“ steht für gemeinnützig, denn alle Beteiligten, Firmen wie Google, Telekom oder SAP, das Wirtschaftsministerium und viele Privatpersonen, wollen aus Calliope selbstverständlich keinen Profit schlagen.

Gesche Joost erklärt Calliope mini
Bekannteste Persönlichkeit des Projekts ist Gesche Joost, Professorin für Design und Internetbotschafterin der Bundesregierung. Gefragt, was denn Calliope mini eigentlich könne, merkt man ihr die echte Begeisterung für das kleine Wunderding sofort an. Die Platine ermöglicht spontanes Programmieren, ohne sich mit irgendwelchen komplexen Codes herumschlagen zu müssen. Mit zwei Knöpfen lassen sich Schaltkreise schließen und beispielsweise über rote LED-Lämpchen Text- und Grafikbotschaften erstellen.

Diana Knodel von App Camps
Außerdem enthält das Gerät einen Kompass, einen Bewegungssensor, einen Beschleunigungssensor, Anschlussmöglichkeiten für weitere Sensoren und zwei Motoren und so einiges mehr. Es funktioniert im Prinzip auch offline, richtig vielseitig wird es allerdings erst in Verbindung mit einem handelsüblichen Computer und dem Interet. Zugang zu letzterem haben inzwischen alle Schulen in Hamburg, ausreichend Computer zumindest sehr viele.
Calliope mini ist ab der dritten Klasse einsetzbar
Dementsprechend können sich auch alle Schulen bewerben. Empfohlen wird Calliope ab der dritten Klasse. Kinder in diesem Alter gehen mit der Technik noch völlig unbefangen um. Das gilt besonders für Mädchen, die der Initiative besonders am Herzen liegen. Aber auch ältere Schülerinnen und Schüler spricht das Gerät an, das fächerübergreifend genutzt werden kann, in Mathe genauso wie in Bio oder Kunst.

So sieht Calliope mini aus (Foto: Calliope gGmbH)
Für das Hamburger Pilotprojekt hat die Körber-Stiftung vorerst die Finanzierung von zehn Klassensätze (das sind 15 Stück) für zehn Schulen zugesagt. Bei entsprechender Resonanz könnten es aber auch mehr werden, versichert Julia André, Programmleiterin im Bereich Wissenschaft bei der Stiftung. Die Bewerbungen laufen über die Webseite von App Camps. Dort hat man schon viele positive Erfahrungen damit gemacht, dem Nachwuchs die Grundlagen des Programmierens nahezubringen. Gründerin Diana Knödel plant, dieses Jahr mit Veranstaltungen vor allem in Schulen eine fünfstellige Zahl von Kindern zu erreichen. Über 1.000 Lehrerinnen und Lehrer hätten sich schon bei App Camps registriert.
Dafür bleiben Kinder auch mal länger in der Schule
Zu ihnen gehört Michael Hopfensitz von der Stadteilschule am Heidberg in Hamburg-Langenhorn. Er habe mit App Camps bisher nur gute Erfahrungen gemacht, berichtet er. Die Kinder seien mit Begeisterung dabei, gerade die Mädchen, und blieben deutlich länger in der Schule, als sie eigentlich müssten. Mit Calliope mini wird das sicherlich nicht anders sein. Wenn sich das Projekt durchsetzt, müssen wir uns um die Startup-Protagonisten von übermorgen also keine Sorgen machen.
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