Music WorX – Deutschlands einziger Accelerator für Musik-Startups
Von den ersten Schritten der Beatles bis zur Fertigstellung der Elbphilharmonie: Hamburg war und ist auch eine Musikmetropole. Damit das so bleibt, kümmern sich eine Reihe von Initiativen um die Szene. Eine heißt Music WorX und hat sich auf musikalische Startups spezialisiert. Wir haben die aktuellen Teilnehmer an dem Programm getroffen.
Wenn es eine Branche gibt, die nun schon seit vielen Jahren mit echten Disruptionen zu kämpfen hat, dann ist es die Musikindustrie. Daher sollte eigentlich es eine Reihe von Förderprogrammen und Acceleratoren geben, die auf der Suche nach neuen Geschäftsideen und Vermarktungsmöglichkeiten sind. Gibt es aber nicht, wie Martin Erler, Gründer der Video-Streaming-Plattform Flits Music, festgestellt hat.
Music WorX ist einmalig in Deutschland
Er ist bei seinen Recherchen auf gerade mal zwei bis drei solcher Angebote gestoßen, und das weltweit. Es ist also nicht übertrieben zu behaupten, das Music WorX-Programm nehme eine Sonderstellung ein, und das nicht nur in Deutschland. 2011 fand der erste unter diesem Namen geführte Wettbewerb statt, ins Leben gerufen von der Hamburger Kulturbehörde und der Hamburg Kreativ Gesellschaft. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht das Ziel. Zwar konnten sich hier Startups präsentieren und einen Preis gewinnen, eine weitergehende Förderung war aber nicht möglich.
Das änderte sich 2014 mit der Einführung des Music WorX Accelerators. Hier bekommen drei Teams im Rahmen eines dreimonatigen Programms nicht nur finanzielle Unterstützung, sie profitieren vor allem von einem großen Netzwerk und vielfältigen Coachings und Workshops. Bedingungen: Das Unternehmen muss aus Hamburg stammen oder sich hier ansiedeln wollen und darf nicht älter als zwei Jahre sein. Und natürlich muss sich alles um Musik drehen. Kriterien, die die Teilnehmer des Jahrgangs 2016 selbstverständlich erfüllen.
Streaming de luxe
Dazu gehört die schon erwähnte Plattform Flits Music. Dieses Startup will Liveübertragungen per Handy, Neudeutsch „Streaming“, auf eine neue Stufe stellen. Gründer Martin kommt ursprünglich aus der Windenergiebranche und hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Das Angebot richtet sich an Zuschauer, Veranstalter und die Künstler selbst, die mit der Übertragung von Livekonzerten Geld verdienen möchten. Der Clou dabei wird ein HD-Sound sein, der die üblichen Smartphoneklänge vergessen machen soll. Eine weitere Einnahmequelle sind die Daten, die Flits über die Kunden und Konzerte einsammeln kann.
Um das Erleben von Livekonzerten, bei denen man selbst nicht vor Ort ist, geht es auch bei NOYS – VR, allerdings in einer ganz anderen Dimension. Hier tauchen die Konzertbesucher nämlich in eine virtuelle Realität ein. Dazu benötigen sie eine entsprechende VR-Brille. Noch sind diese Geräte nicht sehr weit verbreitet, doch das wird sich bald ändern, hoffen die beiden Gründer Fatih Inan und Fabio Buccheri.
Konzerte in virtuellen Welten und ein ganz besonderer Synthesizer
Ob im Wohnzimmer oder in der Garage, wo die Musiker im wirklichen Leben auftreten, spielt keine Rolle. NOYS – VR zaubert sie in eine digitale Fantasiewelt in der sich die Zuschauer frei bewegen und miteinander auch interagieren können, zumindest virtuell. Wie das am besten funktionieren soll, ist eine der Herausforderungen dieser noch jungen Technologie. Geld verdienen will NOYS – VR mit Werbung, die geschickt in die Kunstwelt eingebaut wird. Im ersten Quartal 2017 wird die offizielle Testphase beginnen.
Michael Kraft ist schon ein Veteran der Musikbranche, dessen Geschichte wohl ein ganzes Buch füllen könnte. Bei seinem Startup Audiodevel hat er gleich fünf Projekte in der Pipeline, überwiegend Hardware. Am publikumswirksamsten ist sicherlich der Vocal Converter. An die Kehle gehalten, lassen sich mit dem Gerät über die Stimmbänder beliebig Klänge erzeugen, wie bei einem Synthesizer. Der Vorteil: man muss weder Noten lesen noch ein Instrument spielen können und auch keine Programmierkenntnisse haben, um elektronische Musik zu machen. Nur eine gewisse Musikalität sollte vorhanden sein. Wie das klingt, zeigt das Video. Und das kommt an: Bei einer öffentlichen Vorführung kürzlich konnte sich ein Drittel des Publikums den Vocal Converter als Weihnachtsgeschenk vorstellen.
Eine Bürogemeinschaft der Tüftler im Mindspace
Drei tolle Projekte also mit kreativen und kompetenten Machern, die eines gemeinsam haben: Die meiste Zeit tüfteln sie so an ihren Ideen und Produkten vor sich hin. Was ihnen fehlt, ist der Austausch mit anderen Tüftlern, und Leuten, die aus völlig anderen Bereichen kommen. Genau darin liegt ein Mehrwert des Music WorX Accelerators. Für drei Monate ziehen die drei Startups zusammen in ein kleines Büro im Mindspace. Viel Platz haben sie dort nicht, aber bei einem gemeinsamen Interview wird offensichtlich, dass die vier Teilnehmer bestens miteinander auskommen. Allein das Team von Flints besteht zwar insgesamt aus fünf Personen, von denen aber nur Martin in Hamburg arbeitet. Die anderen sind in der ganzen Welt verstreut.
Herzstück des Programms sind die Treffen mit den Experten aus der Branche, die Projektleiterin Jenny Kornmacher in Abstimmung mit den Startups organisiert hat. Die finden überwiegend im Mindspace statt und behandeln Themen wie Finanzierung und Recht, und auch ein Rhetoriktraining gehört dazu. Das ist sicherlich hilfreich für das große Finale, der Pitch am 30. November, bei dem noch einmal ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro zu gewinnen ist.
Beim Pitchfinale sind Gäste willkommen!
Zu den drei Hamburger Teams kommen dann drei weitere Kandidaten: Soundticker aus München, die Musik und Nachrichten in einer App mixen. Groovecat aus Mannheim verbindet mit einer App Menschen aus der Umgebung über Musik. Und Neubau bringt einen Synthesizer auf das Smartphone. Veranstaltet wird der Wettbewerb bei der Edel AG direkt an der Elbe, und kostenlose Tickets dafür gibt es hier. Hingehen lohnt sich bestimmt, und wir drücken natürlich unseren Lokalmatadoren die Daumen!
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