1KOMMA5° – Hamburg hat endlich ein echtes Einhorn
Viele Startups möchten, wenn sie einmal groß sind, ein Einhorn sein, ein Unternehmen mit einer Milliardenbewertung. Unter anderem dank einer neuen Finanzierungsrunde in Höhe von 215 Millionen Euro konnte 1KOMMA5° nun in diesen illustren Kreis eintreten. Wir fassen zusammen, wie es dazu gekommen ist.
Ob ein Unternehmen sich mit dem Ehrentitel „Einhorn“ schmücken darf, hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die nicht immer eindeutig und öffentlich einsehbar sind. Dementsprechend lässt sich nicht genau sagen, wie viele von diesen Wundertieren es weltweit und in Deutschland gibt, aber es werden wohl etwas mehr als zwei Dutzend sein, mit einem deutlichen Schwerpunkt in Berlin. Und wie sieht es in Hamburg aus? Da werden dann häufig das soziale Netzwerk Xing und der Online-Modehändler About You genannt, die aber schon deshalb aus der aktuellen Wertung fallen, weil sie börsennotiert sind. Ein KO-Kriterium für echte Einhörner.
Von 0 auf Einhorn in 23 Monaten
1KOMMA5° hat es jetzt tatsächlich geschafft, und das innerhalb von nur knapp zwei Jahren. Gegründet wurde das Startup im Juli 2021 von Philipp Schröder, der unter anderem das Deutschlandgeschäft von Tesla aufgebaut hat, sowie Philipp Liesenfeld, Jannik Schall und Michael Grüber. 1KOMMA5°, das Privathaushalten bei der Umstellung auf erneuerbare Energien hilft, war von Anfang an auf schnelles Wachstum ausgerichtet. Zahlreiche Zukäufe von Handwerksbetrieben und führenden Unternehmen der Branche im In- und Ausland führten 2022 zu einem Umsatz von 200 Millionen Euro. In diesem Jahr sollen es bis zu 600 Millionen werden. Die Zahl der Mitarbeitenden liegt momentan bei 1.300 und steigt ständig.
Möglich wurde diese rasante Entwicklung nicht zuletzt durch die von zahlreichen Investoren bereitgestellten Finanzmittel in – zumindest für Hamburger Verhältnisse – Rekordhöhe. Im Frühjahr 2022 sorgte die Serie-A-Finanzierungsrunde über 200 Millionen Euro für große Aufmerksamkeit. Beteiligt waren damals eCapital, btov Ventures, Porsche Ventures, Eurazeo, Blue Elephant Ventures, die Family Offices Haniel und Schürfeld und Jan Klatten. Bei der gerade verkündeten Serie-B-Runde sind die Altinvestoren wieder an Bord, Hauptinvestor ist die kalifornische VC-Firma G2VP, die mit Ben Kortlang auch einen neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden stellt. Die Runde hat ein Volumen von 215 Millionen Euro und ist überzeichnet. So wurde unter anderem eine Beteiligung von Shell abgelehnt. Weitere 215 Millionen Euro stehen über Rückbeteiligungsoptionen zur Verfügung, die bei zukünftigen Unternehmensübernahmen ins Spiel kommen.
Stimmen zum Coup von 1KOMMA5°
Die Weiterentwicklung von Heartbeat wird ebenfalls ein Investitionsschwerpunkt sein. Heartbeat ist ein Energiemanagement-System, das die Möglichkeit bietet, den Betrieb verschiedener Hardwarekomponenten wie Wärmepumpen und Ladestationen optimal aufeinander abzustimmen. Die aktuellen Ereignisse bei 1KOMMA5° kommentiert Philipp Schröder folgendermaßen:
„Wir freuen uns sehr, G2VP, einen der renommiertesten US-Technologie-Investoren, als neuen Anteilseigner und Hauptinvestor sowie Ben Kortlang als neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden in unserem Aufsichtsrat begrüßen zu dürfen. Das 1,5°C-Klimaziel braucht höchste Geschwindigkeit in der Umsetzung, mit dieser Finanzierungsrunde können wir unseren Beitrag dazu leisten, so viele Gebäude wie möglich schnellstmöglich CO2-neutral zu machen. Mit unserer Energie IOT-Plattform Heartbeat streben wir danach, ein weltweit führendes Unternehmen bei der Vernetzung dezentraler Energiesysteme zu sein und den sauberen Strommarkt der Zukunft zu schaffen.“
Ben Kortlang von G2VP fügt hinzu:
„1KOMMA5° vereint ein außergewöhnliches paneuropäisches Buy-and-Build-Modell, eine einzigartig aufgestellte dezentrale Energieplattform und ein außergewöhnlich talentiertes Gründungsteam; und hat damit das Potenzial, der erste voll integrierte europäische One-Stop-Shop für CO2-neutralen Strom, Mobilität und Wärme in Gebäuden zu werden und gleichzeitig die Art und Weise zu revolutionieren, wie dezentrale, elektrifizierte Energiemärkte funktionieren werden.“
Beitragsbild: Philipp Schröder (mitte) bei der Eröffnung des Flagship Stores am Ballindamm.
Fotos: 11KOMMA5°