REOS bietet IoT-Komplettlösung für Mieter und Vermieter
REOS – das steht für Real Estate Operating System. Das Hamburger Startup gleichen Namens hat im April 2018 sein ganzheitliches Mieter- und Immobilienmanagement auf den Markt gebracht. Was genau dahinter steckt, erklären uns die Gründer Kjell Kröger, Tom Leppin und Dr. Per Leßmann im Interview.
Hallo liebes REOS-Team, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview mit uns nehmt! Bitte stellt Euch zu Beginn kurz vor!
Tom: Vielen Dank, dass wir als Trio bei Euch sein dürfen. Per (Managing Director – Legal & Finance), Kjell (Managing Director, Business Development & Sales) und ich (Partner – Product Development & Operations) haben REOS im September 2017 gegründet. Mit unserem zehnköpfigen Team im Alter von 25 bis 63 Jahren und externen Softwareentwicklern wollen wir die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft maßgeblich vorantreiben. Mit dem REOS-Betriebssystem können wir erstmalig Mieter, Vermieter und die Immobilie intelligent vernetzen. Dazu integrieren wir Software und IoT-Hardwarekomponenten gemeinsam in einem System. Weil der aktuelle Proptech-Markt bisher nur Teillösungen angeboten hat, mussten wir etwas vollkommen Neues auf die Beine stellen. Es war ein ambitioniertes Vorhaben.
Wie ist die Idee zu REOS entstanden?
Per: Tom und ich planten 2015 als Projektentwickler unser gemeinsames Bauprojekt, ein Studentenwohnheim in Berlin. Da wir in Hamburg leben, sollten möglichst viele Prozesse schnell und unabhängig vom Ort ablaufen können – also digital! Im Herbst 2018 ziehen mehr als 170 Studierende ins Carnaby Living House Berlin ein. Da ist der Verwaltungsaufwand ziemlich hoch. Jede Schlüsselübergabe, jeder Mieterwechsel und jede Nebenkostenabrechnung will versorgt werden. Das müssen wir für alle Beteiligten, somit auch für die neuen Bewohner, so einfach wie möglich gestalten.
Tom: Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass es keine einheitliche, digitale Lösung zum Verwalten von Immobilien und Mietverhältnissen gibt. Seit jeher werden Wohnungen vermietet. Dieser Prozess läuft immer gleich ab. Trotz der Regelmäßigkeit hat sich im Zeitalter der Digitalisierung aber noch keiner gewagt, das Prozessmanagement rund um das Mietverhältnis und die Immobilie durch automatisierte Abläufe mit digitalen Schnittstellen zu vereinfachen. Also mussten wir uns eine eigene Lösung überlegen.
Welchen Service bietet REOS an, und wer ist die Zielgruppe?
Kjell: REOS agiert im Bereich ‚Smart Building‘. Durch die Integration von IoT-Hardware im Gebäude können Vermieter ihre Immobilien mit REOS zukünftig einfacher und effizienter verwalten und betreiben. Zusätzlich setzen sie mit REOS den gesamten Vermietungsprozess, angefangen bei der Vermarktung, über den Einzug, das Wohnen bis zum finalen Auszug digital um. Unser Betriebssystem ist die erste ganzheitliche Lösung auf dem Proptech-Markt. Über die REOS-App und -Webanwendung steuern Mieter und Vermieter beispielsweise digitale Schließanlagen sowie Paketstationen und lesen ihre Verbrauchsdaten in Echtzeit aus. Betriebskostenabrechnungen erstellen Vermieter zukünftig direkt per Mausklick. Somit löst REOS einen der aufwändigsten und kostspieligsten Schritte im Vermietungsprozess.
Welche Vorteile habe ich als Mieter, wenn mein Vermieter den Service von REOS nutzt?
Per: Der Mieter profitiert zunächst von sinkenden Nebenkosten. Zum einen entfallen durch REOS die Arbeitsschritte von teuren Ablesediensten. Zum anderen erhoffen wir uns durch die transparente Darstellung der eigenen Verbrauchsdaten in der App auch ein wachsendes Bewusstsein für den eigenen Verbrauch von Ressourcen. Beide Aspekte sind wichtige Faktoren beim derzeitigen Städtewachstum.
Kjell: Der Wunsch nach mehr Komfort und digitalen Lebensweisen steigt auch stetig. Als Mieter möchte ich eine Push-Nachricht bekommen, wenn Arbeiten an meinem Haus stattfinden. Rohrbrüche sollen nicht erst von mir, sondern direkt vom System entdeckt werden. Meine Hausverwaltung soll per Klick erreichbar sein. Pakete will ich nach der Arbeit aus meiner eigenen Station entnehmen. Meine Tür möchte ich auch bei Bedarf aus der Ferne sicher öffnen und verriegeln können. Und wenn ich dann noch Lösungen für Mobilität, Housekeeping und Food auf einen Blick bekomme, steigt meine Wohnqualität immens. Natürlich ohne dafür zehn verschiedene Apps benutzen zu müssen. Deshalb decken wir für den Mieter all dies in einer Anwendung ab.
Ihr bezeichnet Euch selbst als IoT-Startup. Welche Rolle spielt das Internet of Things für Euch, und wie seht Ihr allgemein die Entwicklung?
Tom: IoT-Hardware gehört zum Herz von REOS. Das System ist eine offene SaaS-Plattform, an die diverse Geräte und Services gleichzeitig angebunden werden können. Verbrauchsdaten von Wasser, Strom und Wärme sowie die Daten von Schließanlagen, Paketstationen und vielem mehr werden über das REOS-Gateway gebündelt und in einer Anwendung automatisiert dargestellt. So verbinden wir erstmals mehrere Bereiche aus der Immobilie. Dazu mussten wir neue Schnittstellen entwicklen, die das Haus ‚zum Denken‘ bringen. Generell ist die Entwicklung von IoT-Geräten notwendig. Sie beherrscht zunehmend mehr Industriezweige. Ich bin mir sicher, dass dieser Fortschritt dazu beiträgt, dass zukünftig viele neue Geschäftsmodelle entwickelt werden können.
Welche Probleme habt Ihr bei der Gründung gehabt, und welche Tipps habt Ihr, damit zukünftige Startups diese Probleme vermeiden können?
Kjell: Unsere größte Herausforderung bestand anfangs darin, gute Hardware-Partner zu finden. Wir musste viel Überzeugungsarbeit leisten, dass sie ihre Systeme für den Bau unserer Schnittstellen öffnen würden. Im Bereich Smart Building gehen wir zusammen nun ganz neue Wege. Das geht gemeinsam leichter als allein.
Tom: Ich kann nur jedem empfehlen: Seid neugierig, geht mit offenen Augen durchs Leben und nehmt die Dinge niemals als gegeben hin. REOS ist meine vierte Gründung.
Wie ist Euer Startup finanziert?
Per: Unser Proptech ist privat finanziert. Die ersten Entwicklungsschritte haben wir mit eigenem Risiko für unser Bauvorhaben realisiert. Danach hatten wir das große Glück, dass die richtigen Menschen aus unserem Familien- und Freundeskreis an die Innovation glaubten. Zudem konnten wir uns auch auf Förderungen durch Initiativen und Programme wie INVEST (BAFA), Wipano (BMWi) und Telekom Techboost verlassen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate?
Tom: Dieses Jahr wird spannend. Binnen kurzer Zeit konnten wir mehrere IoT-HardwarePartner an das REOS-Gateway anschließen und die Mieter-App an den Markt bringen. Auch der Einbau von REOS in diverse Projekte läuft bereits auf Hochtouren. Parallel fokussieren wir die Entwicklung des Verwalterportals, um bis zum Ende des Jahres eine vollautomatisierte und digitale Nebenkostenabrechnung anbieten zu können.
Per: Wir möchten auch Kooperationen im Sinne der Wissenschaft und Forschung mit Bildungseinrichtungen wie der Hafencity Universität Hamburg (HCU) weiter vertiefen und unseren Beitrag für mehr Digitalisierung am Standort Hamburg leisten.
Vielen Dank für das Interview!
Bilder: REOS