Lunchzeit – Networking in der Mittagspause
„Lunch is for wimps“ – Mittagessen ist für Weicheier, so lautet eines der legendären Zitate aus dem Film „Wall Street“. Stimmt nicht, die Mittagspause biete die beste Gelegenheit, seine Kollegen besser kennenzulernen, meint der Gründer von Lunchzeit, Florian Gansemer. Wir haben mit ihm über sein Startup gesprochen – beim Frühstück.
Als Florian im April 2015 bei XING anfing, wurden ihm seine engsten Kollegen natürlich vorgestellt, aber er wollte noch mehr Leute bei seinem neuen Arbeitgeber kennenlernen. Die besten Gelegenheiten dazu boten sich in der Lunchpause, doch die Verabredungen dafür zu treffen war nicht immer so einfach. Die Idee, mit der er sich später selbständig machen sollte, entstand schon in dieser Zeit. Vorerst stürzte er sich allerdings mit großem Spaß und Engagement in seine neue Aufgabe als Business Owner und kümmerte sich um die Entwicklung und Vermarktung neuer Werbeformate.
Florian stammt Koblenz und hat in Hillscheid eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann und im dualen Studium den Betriebswirt gemacht. Wegen seiner Freundin kam er später nach Hamburg und dort zum Mobilfunkanbieter blau.de ins Produktmanagement. Bevor er bei XING neu durchstartete, nutzte Florian eine Auszeit für Reisen unter anderem nach Asien und Neuseeland.
Lunchzeit ist ein Startup mit einer Fernbeziehung
Von seiner Idee, die zu dem Startup Lunchzeit führen sollte, erzählte er Anfang 2016 seinem Freund Damien Antipa, den er in Südafrika kennengelernt hatte. Damien lebt in Wien und arbeitet dort als Engineering Manager für Adobe. Ihm gefiel das Konzept, und im April 2016 begannen beide mit seiner Weiterentwicklung, quasi in einer geschäftlichen Fernbeziehung, die bis heute anhält.
Im Oktober 2016 wurde Lunchzeit dann offiziell gegründet, und seit Januar 2017 kümmert sich Florian ausschließlich um sein Startup. Seither wurde die ursprüngliche Idee noch einmal gründlich analysiert und überarbeitet. Eigentlich sollten die primäre Zielgruppe Arbeitnehmer bilden, die sich eine App herunterladen, um damit Verabredungen für die Mittagspause zu treffen. Bei diesem Modell blieben aber zwei Standardfragen unbeantwortet. 1. Wie komme ich schnell an eine genügend große Menge an Teilnehmern? 2. Wie verdiene ich Geld damit?
Die Lösung: Unternehmen mit einer Belegschaftsgröße von mindestens 500 als Kunden anvisieren! Die sollten schließlich verstärktes Interesse daran haben, dass sich ihre Mitarbeiter besser kennenlernen. Nirgendwo ist dafür die Gelegenheit so günstig wie beim Lunch. Essen muss schließlich jeder, der Gang zur Kantine gehört zur Alltagsroutine, und eine Verabredung zum Mittagsessen ist kein Date. Wenn man sich gut versteht, prima! Wenn man sich aber wenig zu sagen hat, werden keine großen Erwartungen enttäuscht, und man ist zumindest satt geworden.
Interne Kommunikation ist Trumpf
Unternehmen, denen das Konzept gefällt, können einen Einjahresvertrag mit Lunchzeit abschließen, gegen eine monatliche Gebühr. Dann gilt es, möglichst viele Mitarbeiter dazu zu bringen, die App herunterzuladen. Interne Kommunikation ist hier gefragt. Wer teilnehmen möchte, meldet sich mit seiner Firmen-E-Mail an. So wird gewährleistet, dass sich interne Gruppen bilden, auf die kein Außenstehender Zugriff hat. Nun können die Mitarbeiter ein Profil anlegen, ihre freien Lunchtermine posten oder schauen, wer an einem bestimmten Tag für ein Mittagessen Zeit hat. Da sollte es kein Problem sein sich zu finden und im Chat dann die Details zu klären.
Seit Mitte April ist die App für Android und iOS erhältlich. Auch einen Testkunden gibt es schon, der Lunchzeit nutzt: XING. Außerdem in der Testphase dabei ist das betahaus, wo Florian seinen Arbeitsplatz hat. Dort jeweils die Basisversion am Start, doch ein neues Feature gibt es bereits – „Random Lunch“. Wie bei einem Blind Date weiß man nicht, wer einem am Mittagstisch erwartet, die App lost den Essenspartner gewissermaßen zu.
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig
Geplant ist eine Gruppenfunktion, über die sich mehr als zwei Personen gleichzeitig für einen Termin verabreden können. Zudem lassen sich diverse Community-Elemente einbauen, etwa Selfies der Lunchpartner oder Fotos von den Speisen, eben das, was von Facebook & Co. bekannt ist und für zusätzliche Netzwerkeffekte sorgt. Der Einsatz der App muss zudem nicht auf Unternehmen beschränkt bleiben, auch bei einer Großveranstaltung wie den Online Marketing Rockstars würde sie sicherlich ihren Zweck erfüllen.
Bevor das alles Realität werden kann, benötigt Lunchzeit erstmal zahlende Kunden. Die möchte Florian in den nächsten Monaten gewinnen. Derzeit ist das Startup noch komplett eigenfinanziert, aber gegen Ende des Jahres, nach dem dann hoffentlich erfolgten Proof of Concept, stehen Investorengespräche auf der Agenda. Ziel ist es, irgendwann auch international den Markt zu erobern. Gegessen wird schließlich nicht nur immer, sondern auch überall.
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