Hamburg Startup Monitor Portraits: audioguideMe
Nach knapp drei Wochen Startup Monitor-Launch haben sich bereits über 130 Startups eingetragen und sorgen dafür, dass die Datenbank nicht mehr still steht. Wir rechnen mit 300 bis 400 Startups, die wir in Kürze mit Hilfe des Monitors sichtbarer machen können. Da Sichtbarkeit ein gutes Stichwort ist, möchten wir euch ein paar Startups näher vorstellen. Wir haben den GründerInnen Fragen zu Kapitalsuche, Herausforderungen und ihren Zielen gestellt – immer vor Augen, was junge Entrepreneure-to-be oder JungunternhemerInnen so beschäftigt. Wir freuen uns. dass das Team von audioguideMe den Anfang macht. Wir haben die drei Gründer der 6Ears UG Paul Bekedorf, Hannes Wirtz und Christoph Tank in ihrem Office in St. Georg besucht, ein paar Bilder gemacht und sie für euch etwas ausgefragt.
audioguideMe im Hamburg Startup Monitor
Was war bei Euch der Auslöser ein Startup zu gründen?
Christoph: Die Ursprungsidee ist auf eine Beobachtung während unseres Studiums zurückzuführen. Wir wurden auf eine beachtliche Zahl wirklich hörenswerter, ortsbezogener Geschichten, also z.B. Audio-Stadtführungen, lokale Podcasts und so weiter aufmerksam.
Fast immer waren diese frei verfügbar, nur oftmals schwer auffindbar und ohne wirkliches mobiles Anwendungsszenario. Uns faszinierten damals zwei Aspekte: Zum einen wollten wir diese Geschichten und Informationen direkt zu ihren Handlungsorten bringen, zum anderen waren wir neugierig auf die „Anwohner-Perspektive“. Was passiert wohl, wenn die unterschiedlichsten Orte eines Viertels plötzlich anfangen zu sprechen?
Dass wir daraus tatsächlich ein Startup gegründet haben, ist aber mit Sicherheit ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Einerseits existierte eine interessante Gründungsidee, andererseits gab es bei jedem von uns aber auch einen starken Wunsch nach Selbstständigkeit und auch nach etwas Abenteuer.
Wie hat sich das Team gefunden?
Christoph: Paul und ich haben uns während unseres Studiums an der Leuphana Universität in Lüneburg kennengelernt. Während stockender Metronom-Fahrten, Mensa-Essen und gemeinsamer Uniprojekte lernt man sich gut kennen, hat Zeit über interessante Ideen zu sprechen und findet schnell heraus, ob man auch gut zusammen arbeiten kann.
Nach Beendigung unseres Studiums hatten wir dann eine interessante Ausgangslage, aber eben noch zu wenig technische Kompetenz, um ein mögliches Kernteam zu bilden. Günstige zeitliche Umstände führten dann dazu, dass Hannes, ein Freund von Paul seit frühesten Schultagen, für einen anderen Job von Köln nach Hamburg gezogen ist.
Zu dritt fühlten wir uns erfahren und interdisziplinär genug aufgestellt, um ein derartiges Projekt mit der notwendigen Ernsthaftigkeit angehen zu können.
Was waren die größten Herausforderungen Eurer Gründung und der ersten Jahre?
Hannes: Neben einer interessanten Idee ist einer der wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Projekt mit Sicherheit bedingungsloses Durchhaltevermögen.
Gerade in der ersten Phase liegt hier eine große Herausforderung: Relativ hohe zeitliche und finanzielle Initialkosten treffen auf eine vage Zukunftsperspektive. Hierbei ist eine ehrliche, kritische Selbstreflexion der eigenen Unternehmung ebenso gefragt, wie eine große Portion Optimismus und Leidenschaft.
Was würdet Ihr im Sinne der Startup-Szene in Hamburg maßgeblich verändern wollen, wenn Ihr politischen Einfluss hättet?
Paul: Gerade Startups mit innovativer und auf den ersten Blick ungewöhnlicher Ausrichtung profitieren enorm von einer gewissen Reifephase.
Es bedarf im wahrsten Sinne des Wortes etwas „Spielraum“, um verschiedene Wege auszukundschaften und passende Modelle zu entwickeln, klassische Pionierarbeit.
Eine Schuhverkaufs-plattform z.B. funktioniert da natürlich grundlegend anders, ist viel kalkulierbarer aber auch nicht annähernd so interessant bzw, zukunftsweisend, also meinem persönlichen Empfinden nach.
Wenn Innovation politisch gewünscht ist, kann die Politik einen Beitrag leisten und einen fruchtbaren Nährboden mitgestalten. Durch InnoRampUp und den Innovationsstarter Fonds wurden meiner Meinung nach bereits sehr gute Instrumente für Hamburg entwickelt.
Neben finanzieller Starthilfe können auch Infrastruktur und Netzwerk ein enormer Hebel sein. Wir haben hier sehr stark vom GründungsService der HAW Hamburg profitiert. Ich denke ein stärkerer Austausch zwischen Wirtschaft und universitärer Lehre – flankiert durch öffentliche Unterstützung – könnte Hamburg als Standort effizient stärken.
Wir waren neulich Teil einer interessanten Ringvorlesung zum Thema „Entrepreneurship“. Diese wurde gemeinsam durch den Verband der Familienunternehmer und der HAW Hamburg organisiert. Dort konnte man ziemlich anschaulich beobachten, wie viele Studenten sich für das Thema interessieren. Da ist super Potential vorhanden!
Wo seht Ihr Euch in drei Jahren: Welche Ziele habt Ihr Euch mit Eurem Startup gesetzt?
Paul: Bedeutung und Bedarf georeferenzierter Informationen werden in den nächsten Jahren weiterhin stark wachsen. Wir werden eine Vielzahl neuer Produkte und Services erleben können. Das fängt bei Wearables an und wird auch nicht vor Autos haltmachen.
Besonders in der mobilen Nutzung hat Audio hierbei wunderbare Eigenschaften und der Markt ist bei Weitem noch nicht so ausdifferenziert. Man muss verstehen, dass wir unsere Plattform nicht exklusiv über die eine App definieren. Ebenso wenig ist unser Service auf den touristischen Markt limitiert.
Schon jetzt haben wir als zweiten Kanal der Plattform relativ erfolgreich unser Widget veröffentlicht. Die richtige Information am richtigen Ort anbieten zu können ist eine tolle Herausforderung. Wir möchten uns als feste Größe in diesem Bereich etablieren, neue Produkte launchen und Know-how auf diesem Gebiet aggregieren.
Welchen wichtigen Ratschlag habt ihr für Nachwuchsgründer?
Christoph: Leistet gute, ehrliche Arbeit und habt vor allen Dingen Spaß an Eurem Projekt und am Lernen. Es ist ungemein hilfreich, wenn man sich mit seinem Projekt auf vielfältige Art identifizieren kann.
Hinterfragt kritisch euer Vorgehen und bleibt wandlungsfähig. Statt einem festen monatlichen Einkommen und einem klar definierten Aufgabenbereich, werdet ihr innerhalb kürzester Zeit eine ziemlich steile Lernkurve absolvieren. Je früher man hier die ersten Schritte geht, desto besser!
Wie habt ihr das Startkapital zusammengebracht, um loslegen zu können.
Hannes: Das war natürlich nicht ganz einfach. Wir haben etwa ein dreiviertel Jahr parallel noch relativ viel freiberuflich gearbeitet.
Neben dem ersten selbstfinanzierten Prototypen gilt es zunächst die fortlaufende Entwicklung und somit das Überleben des eigenen Unternehmens zu sichern. Wenn, wie in unserem Fall, ein Geschäftsmodell entwickelt und getestet werden muss, kann es unabdingbar sein, das eigene Projekt zunächst quer zu finanzieren. Selten ist der beste Weg, eine neue Technologie durch Werbung zu finanzieren, insbesondere wenn sich diese bei den Nutzern erst noch etablieren muss.
Wie habt ihr Investoren von Eurer Idee überzeugt?
Wir sind seit Dezember 2013 durch InnoRampUp, dem neuen Programm der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation und der Investitions- und Förderbank (IFB), gefördert. Die Antragsstellung und der finale Pitch vor dem Vergabeausschuss haben uns relativ gut auf beginnende Investorengespräche vorbereitet.
Bei der Auswahl eines geeigneten Geldgebers ist uns natürlich auch dessen Ausrichtung und Netzwerk wichtig. Investoren haben z.T. ganz unterschiedliche Perspektiven und Anforderungen an Startups. Natürlich verbessert man sich im Laufe der Zeit, wird klarer in der eigenen Außendarstellung.
Bei uns ist es eine Kombination aus aktuellem Geschäftsmodell und einer Veranschaulichung des übergeordneten Plans für die Zukunft, der großen Vision.
Einige Highlights der letzten Monate
- Das Hamburger Startup wurde für den Deutschen Radiopreis nominiert
- Freimittag (schönes Format der http://www.freischreiber.de/) war im Gespräch mit Paul von audioguideMe
- Finalist der internationalen IDEA CHALLENGE des EIT ICT
News über AudioguideMe
Was treibt die drei Gründer gerade um, woran arbeiten sie im Moment? Für das audioguideMe Team stand bisher die Entwicklung der iPhone Version ihrer Audio-App im Vordergrund, nachdem sie bereits im vergangenen Sommer die Android-Version gelauncht hatten. Das ist nun Mitte Januar 2015 der Fall.
Als weiteres Projekt des Grünerteams bündelte die Teilnahme am App Contest der Handelskammer Hamburg ein wenig Zeit. Unsere Daumen sind dafür gedrückt!
Bilder von unserem Besuch
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!